Katrin Odermatt erkundet die Visibilität klangloser Spuren des Erinnerns. Sie nutzt die gangähnlich verengte Raumsituation, um das Postulat einer Kunst zu vertiefen, die immer wieder – und immer noch – in die Welt hineinhört und zur Bewusstwerdung mahnt. Die Rauminstallation «Spuren hörenden Erinnerns» markiert einen Hörtunnel, der dazu einlädt, die eigene Wahrnehmung der Geräusche von Welt zu befragen, Hörerlebnisse zu erinnern, sie an Gefühlszustände zu koppeln, sich des mit der Welt kommunizierenden Charakters des Hörens gewahr zu sein. Ihr Zugang ist einer der Vergegenwärtigung und Verstetigung akustischer Sinnlichkeit; ist doch der Hörsinn von allen fünf Sinnen der differenzierteste und empfindlichste, jener, der 24 Stunden an jedem Tag des Lebens und selbst im Schlafe im Empfangsmodus ist. Dazu fotografierte Odermatt 154 Ohren, die in ihrer visuellen Ausprägung so individuell wie Fingerabdrücke sind, und montiert deren Abbild mittels Stiften in leichtem Abstand zur Wand, wie die Ohren dem Kopf angelagert sind. Gleichzeitig befragte die Künstlerin diese Personen, was sie hören, wenn sie sich das Rauschen der Welt vorstellen und welche Hör-Erinnerungen entstehen. Die Antworten platziert sie neben den Ohren. Odermatt führt damit in eine von Zitaten, Bezügen, Verweisen und Zusammenhängen geprägte Hörsinnenwelt, in der das Bezeichnete zum Bezeichnenden wird.
Das Momentum des Hörens bleibt klanglos. Weswegen die Kunst dazu ermuntert: schaut hin, hört zu, fühlt hinein.