7. September 2018 - 16. September 2018
In welche Richtung deutet unser Denken in Momenten, in denen wir uns in «Wenn»-Sätzen verlieren? Sind wir, wenn wir verstrickt in Wünschen, im Glauben und in Hoffnungen sind, noch hier oder womöglich längstens schon an einem anderen Ort, einem anderen Zustand oder in einer anderen Zeit, wo Sehnsüchte gestillt, Hoffnungen erfüllt und der Glaube Wahrheit werden? In Folge: Welche transformative Kraft hat das «Wenn»? Ist es wie ein Feuer, das das Gegenwärtige verschlingt und
in ein anderes Sein wandelt, ist es ein Licht, das uns den Weg weist? Die Ausstellung «wennwärts» befasst sich mit Schaurichtungen und befragt Transformationsprozesse und Möglichkeitsformen. Die Künstlerinnen Karin Mairitsch, Katrin Odermatt und Daniella Tuzzi nehmen dabei unterschiedliche Positionen ein und kontextualisieren nicht zuletzt den Ausstellungsort:
als Beheimatung und Sinnbild des Glaubens bietet eine Kirche sehr besondere «Wennwärts»-Konzepte, die auf mannigfache Weise in die Arbeiten eingeflossen sind.
Katrin Odermatt legt den Schwerpunkt auf den Glauben und die Kirche als Erfahrungsräume, die historisch, spirituell und rituell angereichert sind. Sie zeigt zwei Rauminstallationen, die sich an den äusseren Punkten der Kirche – Apsis und Eingang – befinden:
In der Mitte der Apsis, unter dem Deckenfresko «Maria Himmelfahrt», steht die «Feuerkrone» (Feuerwehrschlauch rot, Kunststoff, Holz), deren stilisierte Flammenzungen sich zu einer Krone, die Maria geweiht ist, formen. Sie nimmt – nahe dem (Hoch)Altar, dem so bedeutsam, patriarchal aufgeladenen Platz der Kirche – einerseits Bezug auf die Funktion der Krone, die mit der Zuschreibung für eine Frau (Maria) die Geschlechterfrage anklingen lässt. Gleichzeitig legt sie Widersprüche offen, indem sie das Feuer thematisiert, das im Mittelalter unzähligen Frauen, die für die römisch-katholische Kirche eine Gefahr darstellten, in Hexenverbrennungen das Leben kostete. Andererseits erinnert dieselbe Metapher aber auch an das Licht, welches das Feuer spendet: die Installation birgt das erleuchtete, gekrönte Haupt der Frau, beschreibt das Kirchenfest «Maria Himmelfahrt», das auch als «Lichterfest» bezeichnet wird, mahnt die Verantwortung der Machtinsigne Krone, die hell erleuchtet über den Menschen strahlt und Licht bringen kann – aber auch zerstörendes Feuer.
Im Eingangsbereich der Kirche lehnt Katrin Odermatt drei Meter hohe «Feuerstangen» (Holz natur, Filz schwarz) und zeigt die archaische Bedeutung des Feuers und des Lichts: die Positionierung vor dem Eingang verweist auf
die Wichtigkeit des Lichts für den Übergang in andere Räume oder Zustände, die regelmässige Anordnung der Fackeln erinnert an rituelle Funktionen, die Anzahl drei lässt an die leuchtende Dreifaltigkeit denken. Auch wurde bspw. in Österreich und Bayern mit den Feuerstangen das Osterfeuer entfacht und die Stangen, nachdem sie erloschen waren, in der Kirche aufgestellt, um böse Geister abzuhalten, während die Asche des Osterfeuers auf den Feldern in dem Glauben verstreut wurde, die
Erde würde damit fruchtbarer werden. Im Kontext der Ausstellung animieren die nicht brennen wollenden Fackeln jedoch ebenso zur Vorstellung wie es wäre, wenn sie hell erleuchtet – wennwärts – wären.
Den vielschichtigen Lesarten beider Installationen ist mit der Thematisierung des Elements Feuer zugleich das Motiv der Transformation grundgelegt. Somit ist Katrin Odermatts «wennwärts» eines, das durch Feuer in Licht aufgeht und danach eine elementar andere Qualität besitzt als zuvor.